Gründungsgeschichte

Die Stadt Weiden wurde um 1900 für Unternehmer zum interessanten Standort. Christian Wilhelm Seltmann (geb. 1870) gehörte dazu. Er lernte zunächst den Beruf des Porzellandrehers, modellierte und bemalte aber in seiner Freizeit Porzellan. Als Anerkennung für den Entwurf einer Porzellanschale, die in Amerika große Beachtung fand, durfte er die Porzellanfachschule Teplitz-Schönau besuchen.

Schon mit 26 Jahren wurde Christian Seltmann Betriebsleiter in Arzberg. Doch im Jahre 1901 entschloß er sich zusammen mit seinem Bruder Johann, damals Gutspächter in Waldau, eine Porzellanfabrik in Vohenstrauß zu gründen. Nach wenigen Jahren war das Unternehmen bereits ein Begriff und beschäftigte 600 Mitarbeiter. Als aber Johann Seltmann eine Aktiengesellschaft gründen wollte, ging sein Bruder Christian damit nicht konform.

Im Jahre 1910 gründete er deshalb in Weiden die Porzellanfabrik Christian Seltmann für Gebrauchs- und Luxusporzellan. Die Produktion begann zunächst mit drei Rundöfen, die 1913 um zwei vermehrt wurden.

Wilhelm Seltmann, der die Schaffensfreude und den unternehmerischen Geist seines Vaters geerbt hatte, gelang es, das Bestehende noch weiter auszubauen. So wurde der Firma in Weiden im Jahr 1939 die Porzellanfabrik Krummennaab angegliedert und 1940 die Porzellanfabrik Erbendorf angekauft.

Alte Postkarten der damaligen Porzellanwerken Weiden, Krummennaab, Erbendorf und Tettau

Nach Kriegsende dienten die Werke in Erbendorf und Krummennaab lange als Unterkunft für amerikanische Soldaten, wodurch die Fabrikationseinrichtungen größtenteils zerstört und unbrauchbar gemacht wurden. Doch auch diese schwere Zeiten überstand das Unternehmen Seltmann, nicht zuletzt dank der Loyalität und der Arbeitsbereitschaft seiner Mitarbeiter.

Seit 1957 besitzt die Porzellanfabrik Christian Seltmann GmbH Weiden die absolute Mehrheit der Firma Königlich privilegierte Porzellanfabrik Tettau GmbH. Im selben Jahr wurde Wilhelm Seltmann die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule München verliehen, als äußeres Zeichen der Wertschätzung und Würdigung der großen Verdienste, die er sich als Präsident der Industrie- und Handelskammer um die Wirtschaft der Oberpfalz erworben hatte.

Dr. h.c. Wilhelm Seltmann starb am 27. September 1967. Sein Werk setzte die Familie fort, die Firma Seltmann hat sich als reiner Familienbetrieb in der Industrielandschaft der Oberpfalz erhalten.

Übernahme der vier Thüringer Porzellanmanufakturen

Anfang der 90er Jahre fand nochmals eine Erweiterung durch die Übernahme von vier Thüringer Unternehmen statt:
der "Aeltesten Volkstedter Porzellanmanufaktur" (gegr. 1762), der "Unterweißbacher Werkstätten für Porzellankunst" (gegr. 1882) mit ihrer Kunstabteilung "Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst", der "Porzellanmanufaktur Scheibe Alsbach" (gegr. 1835) und der "Porzellanmanufaktur Plaue" (gegr. 1817). Diese wurden 2007 zu einer »Gläsernen Porzellanmanufaktur« ausgebaut welche in Rudolstadt / Thüringen ansässig ist.

Innen- und Außenansichten der Gläsernen Porzellanmanufaktur in Rudolstadt
Auszüge aus Text von Petra Vorsatz, Dipl. Archivarin (FH), Leiterin des Stadtarchivs/-museum